27 Juni, 2008

Wegbegleitung

Heute berichten die Zeitungen über Bill Gates letzten Arbeitstag bei Microsoft. Da der 30.6. aber nächsten Montag ist, hat Bill bestimmt schon seinen kompletten Jahresurlaub genommen.

Ich hatte also die Gelegenheit Bill und Microsoft über ein Jahrzehnt (Ende der 80iger Jahre bis zum Jahr 2000) in der Verbreitung seiner Produkte (Vertrieb) zu unterstützen. Daher sind meine Ausführungen auch bewusst nicht „neutral“ sondern stellen die Sicht eines (wohlwollenden) Insiders dar.
Genaugenommen habe ich während dieser schnellsten Dekade meines Lebens bei drei Firmen gearbeitet:

  • einem normalen Softwareunternehmen mit dem Schwerpunkt MS-DOS Anwendungen und einigen Programmiersprachen
  • dem Marktführer für Windows Anwendungsprogrammen
  • dem bestimmenden Unternehmen im Bereich der Serversoftware und für Internetanwendungen

Doch zunächst möchte ich meine Eindrücke der ersten Monate bei Microsoft schildern. Nach dem Studium hatte ich zunächst 5 Jahre im Vertrieb eines deutschen Softwarehauses, das einem Montankonzern im Ruhrgebiet gehörte (Ja, solche Unternehmen gab es damals) gearbeitet. Nachdem ich in dieser Zeit immer noch nicht das dort gängige Formularwesen beherrschte, wechselte ich zu Microsoft. Der erste Eindruck in dieser jungen Firma, ich war mit Anfang 30 einer der ältesten Mitarbeiter, war dass sich die Verwaltung (2 Kollegen) sich als Servicestelle für die Mitarbeiter verstand. Das Betriebsklima war eindeutig auf möglichst große Freiheit für den Einzelnen mit der Betonung auf Teamwork ausgelegt, also genau das was ich suchte.


Ich kann mich noch gut an mein erstes Treffen mit Bill, das anlässlich eines internationalen Sales Meeting in Genf stattfand, erinnern. Ich saß zufällig beim Mittagessen neben ihm und merkte erst später, dass es der Firmenchef war. Eine Konstellation die bei meinem früheren Arbeitgeber, der die 3 Ringe im Logo führte, unmöglich war. Vorstände waren dort stets von einer Wolke von Kofferträgern umgeben und als einfacher Angestellter war eine Kontaktaufnahme unmöglich.


Zu dieser Zeit gab es bei Microsoft nur die Hierarchie, die sich ausschließlich auf Fachkenntnisse begründete. Die gesamte Firmenkultur war auf Optimierung der persönlichen Fähigkeiten und Ansprüche ausgelegt, dadurch wurde eine sehr hohe Mitarbeiteridentifikation mit dem Unternehmen erreicht. Kurz, es machte sehr großen Spaß bei Microsoft zu arbeiten. Hier liegen meiner Meinung auch die großen Verdienste von Billg, abseits aller technischen Aspekte, wo eine schläfrige IBM als der Hauptwettbewerber so ziemlich alles falsch machte was man machen konnte.


Aber nicht alles was dieser Golden Boy initiierte war eine Erfolgstory. Hier nur zur Erinnerung ein paar der markantesten Fehlgriffe von Bill Gates:

  • Bills Geringschätzung von vertrieblicher und politischer Lobbyarbeit hat sich ja fast als tödlich für Microsoft erwiesen
  • seine Vision, das sich der Preis für die Softwarelizenzen seiner Produkte nach dem Transaktionsvolumen bemessen sollte, wurde von Großkunden erfolgreich geblockt
  • Seine Erfolge als Buchautor sind auch eher bescheiden. Über seine beiden Bücher (kennt jemand noch die Titel?) deckt sich der Mantel der Vergessens
  • Sein größter Misserfolg war jedoch sein Versuch mit über 800 Satelliten ein weltweites mobiles Datennetz zu schaffen. Die Firma, die Bill zu diesem Zwecke zusammen mit Craig McCaw gründete hieß Teledesic. Nachdem Unsummen von Zeit und Ressourcen in den Sand gesetzt wurden, kam in 2003 der Deckel drauf, wie man im Ruhrgebiet sagt. Mittlerweile ist sogar die Domain „teledesic.com“ wieder zu haben
  • Microsoft verfügte mindestens seit 1996 über eine leistungsfähige Internetsuchmaschine (der Codename ist mir entfallen) wo z. B. alle .com Domainen sekundenschnell durchsucht wurden. Leider sah Bill nicht das Geschäftsmodell, mit dem dann ein paar Jahre später Google gigantischen Erfolg hatte


Gerechterweise muss ich anfügen, dass Bill Gates in allen seinen Reden (zumindest intern) seit 1995 immer davon sprach, dass da draußen mit Sicherheit irgendwelche Nerds gerade an Dingen arbeiten, die Microsoft später einmal das Leben schwer machen würden.


Wie kann man über Bill Gates und Microsoft schreiben ohne Steven Jobs und Apple zu erwähnen? Durch konsequente Kundenorientierung der Produkte und Neuausrichtung des Unternehmens hat Apple das geschafft was Microsoft noch bevorsteht; die Neudefinition des Unternehmens.


Vielleicht, und das ist mein Wunsch, beschäftigt sich doch einer der mittlerweile 6.000 Forscher bei Microsoft mit der Frage, wie man benutzerfreundliche Betriebssysteme und Anwendungen gestalten muss (egal für welches Gerät), damit es wieder Spaß macht mit dem PC zu arbeiten.

05 Juni, 2008

Die Grenzen der Technikbegeisterung



Natürlich ist für mich als Technikfreak, die Welt der digitalen Steuerung innerhalb des Hauses Ehrensache. So ist meine Wohnstätte komplett mit IEB-Bus (Europäischer Installationsbus) ausgestattet. Es ist also möglich Licht, Jalousien und Heizung, um nur einige Komponenten zu nennen, per Zeitschema zu schalten, zu dimmen etc. Laut Herstelleraussagen Gira ist es das System der Zukunft und ermöglicht die komfortable Steuerung vieler elektrischer Komponenten innerhalb des Haushalts.


Nun ergab es sich, dass bei einem Heizungsschalter (oder in Techsprech "thermischen Stetigregler") das Einstellrädchen zu Einstellen der Temperatur verlustig ging. Ein Artikel, der max. den Wert von 1 € nicht überschreiten dürfte.




Die Ersatzteilbeschaffung dieser Komponenten kann nur über den Fachhandel erfolgen. Der Elektriker meines Vertrauens winkte gleich ab und sagte, dass er zwar den neuen Stetigregler zwar bestellen und einbauen kann. Die notwendige Neuprogrammierung der Anlage jedoch ein Spezialist, den er jedoch vermitteln könne, übernehmen muss.


Gesagt getan. Am vereinbarten Termin fanden bei mir ein: Der Monteur, der Fachtechniker für die Programmierung sowie ein Spezialist des Herstellers, in diesem Fall von der Firma Gira. Das ganze hat eine Stunde gedauert, dann war der neue Stetigregler montiert (Dauer 5 Minuten) und programmiert (55 Minuten) wozu es sich als hilfreich erwies, dass ein Mitarbeiter vom Hersteller dabei war, denn er konnte dann, weil sich Probleme bei der Programmierung zeigten, direkt bei seinen Kollegen in der Entwicklung nach der Lösung nachfragen.


Das Prozedere lief in etwa so ab: zunächst entfernte der Monteur die defekte Blende des Reglers (Steckverbindung) und dann den in der Dose befindlichen Einsatz (warum eigentlich, es war doch nur das Rädchen für die Justierung der Temperatur defekt?) und setzte den neuen Stetigregler incl. Abdeckung ein, dauerte wie gesagt rund 5 Minuten. Dann schloss sich der Spezialist mit seinem Notebook an die Anlage an und musste dann den neuen Regler initialisieren und ihm seine neuen Funktionen per Parametrierung beibringen. Beim Test traten Probleme auf, die dann der Spezialist von Gira direkt mit seinen Kollegen im Werk klären konnte. Dauer dieses Teils rund 55 Minuten.


Fazit: Eine extrem hakelige Technik, die nur von Spezialisten gehandelt werden kann. Die Möglichkeiten als Kunde/Anwender etwas selber zu machen sind gleich Null. Als ich die Rechnung bekam, wurden meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen; denn für diesen Einsatz wurden mir 384,64€ in Rechnung gestellt.


Meine dringende Empfehlung an die Firma Gira lautet:
1. Das Konzept des IEB grundlegend zu überarbeiten, dass jedes Gerät aufs Neue initialisiert werden muss ist nun wirklich nicht Stand der Technik.
2. Außerdem ist die Preisgestaltung (Hardware Komponenten und Services) jenseits von Gut und Böse und muss eindeutig kundenfreundlicher gestaltet werden.
3. Die Konfiguration muss so vereinfacht werden, dass auch interessierte Kunden kleinere Änderungen selbst vornehmen kann, was dann Punkt 2. zugute kommt.