22 Oktober, 2006

Wie bloggen die DAX 30 Unternehmen in Deutschland?

Mein Unternehmen IFK hat sich mal die Mühe gemacht und die deutsche Corporate Blogging Szene analysiert:

Um das Ergebnis vorwegzunehmen, es ist ernüchternd wie gering diese neue Form der bidirektionalen Unternehmenskommunikation von deutschen Top-Unternehmen genutzt wird.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:
Insgesamt nur 3 Unternehmen (E.ON Energie, SAP und Siemens) unterhalten so etwas Ähnliches wie einen Blog. Aber immer der Reihe nach.

E.ON Energie ist mit einem Blog, der von 2 E.ON Mitarbeitern (Friedhelm Weidemann und Karl Bauer) geführt wird, vertreten. Der Blog widmet sich vollständig dem Thema Marathon und extrem Laufen und ist sehr anschaulich aufgebaut. Leider fehlt der Firmenbezug bis auf ein Mission Statement
(Mit Energie Grenzen überwinden“ lautet das Motto des E.ON Energie Geschäftsberichts 2005. Dafür steht nicht nur E.ON Energie als Unternehmen, sondern auch jeder einzelne Mitarbeiter)
und Fotos der Läufer mit E.ON T-Shirts völlig.

SAP ist der Klassiker unter den Blogs der DAX 30 Unternehmen. In englisch geführt bietet er Hard Core Tech vom Feinsten. Wer also in die Geheimnisse des SAP Net Weaver Enterprise Portals einsteigen möchte, ist hier goldrichtig. Als absolut einziges Unternehmen bietet SAP auch die Möglichkeit mit dem Top Management zu bloggen. Allerdings ist die dazu notwendige Registrierung sehr aufwändig und fragt sehr, sehr viele Daten ab, und wer nicht das Datum der letzten Grippeschutzimpfung parat hat, bekommt kein Login.

Bei Siemens führt den Blog ein Mitarbeiter namens Tim Bishop, der sich als Head of Strategy über technische und organisatorische Themen äußert. Der Blog sieht gut gemacht aus, außer das er nur ca. 2-mal im Monat aktualisiert wird. Was fehlt ist das Kernstück aller Blogs, die Möglichkeit der Besucher Kommentare zu verfassen. So haben wir auch hier nur wieder ein Stück firmenkontrollierter PR vor uns.

Eine lobende Erwähnung findet die Deutsche Bank, die zwar keinen Blog führt, wo aber zwei Mitarbeiterinnen der Deutsche Bank Research (Fr. Jüch und Fr. Stobbe) ein hervorragendes Strategie Papier zu dem Thema Corporate Blogs (Digitale Ökonomie und struktureller Wandel) verfasst haben. Darin wird das Bloggen des Deutsche Bank Top Managements aufgrund von rechtlichen Risiken abgelehnt. Was einerseits verständlich ist, siehe die Probleme von H. Breuer mit seinen Äußerungen zur Kirch-Gruppe, aber andererseits sollen in Blogs ja auch keine Firmengeheimnisse diskutiert werden. Vielmehr liegt die Chance darin, dass in diesen CEO-Blogs die Person hinter der Funktion sichtbar wird. Aber ich glaube schon, dass es im Falle der Deutschen Bank schon eine Herausforderung darstellt.

Zusammenfassend lässt diese Kurzanalyse den Schluss zu, dass der direkte, bidirektionale und ungefilterte Kontakt von deutschen Unternehmen zu ihren Kunden noch stark verbesserungswürdig ist. Die Aufgabe, die vor uns liegt, besteht wahrscheinlich darin, dass der Nutzen für die Unternehmen deutlich gemacht werden muss. Ein weiteres Hemmnis für die im Moment noch mangelnde Akzeptanz liegt sehr wahrscheinlich in dem für Laien absolut unverständlichen technischem Vokabular (RSS, Ajax, XML, UGC…..) das mit diesem Konzept verbunden ist.

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