22 Mai, 2009

Chance vertan





An dieser Stelle wird ja seit geraumer Zeit mit großem Interesse beobachten und analysiert, wie namhafte deutsche Unternehmen (Telekom, Bahn, Post, Deutsche Bank etc.) versuchen das neue und innovative Konzept des "kundenlosen Unternehmens" umzusetzen. Letztes Highlight war ja der Versuch der Allianz Versicherung, nach dem endlich geglückten Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank, eine eigene Bank zu etablieren. Leider ist man bei der Allianz den eigenen Marketingaussagen aufgesessen, die von insgesamt 1 Mio. Neu-Kunden sprachen. Denn bei der Überprüfung stellte sich dann schnell heraus, dass davon 95% Karteileichen sind. Netto also rund 50.000 Kunden für die neue Bank in Betracht kommen. Eine Kundenzahl mit der man in der heutigen Bankenlandschaft in Deutschland nicht unbedingt die Gewinnerkarten auf der Hand hat.


Nun ist aber von einer ganz anderen Seite ein weiterer Versuch unternommen worden den Aufbau einer Organisation ohne Kunden zu rechtfertigen. Denn genau vor meiner Haustüre, hier in Mülheim, soll die neue Fachhochschule Westliches Ruhrgebiet, aufgebaut werden. Schnell wurde ein Gründungsrektor berufen (Prof. Dr. Eberhard Menzel), der sich mit Hochdruck daran begab für den Start zum Wintersemester 2009 mit insgesamt 200 Studenten an den Start zu gehen. Bis auf die Standortfrage war eigentlich auch alles klar welche Studiengänge dort angeboten werden etc.


Ich überspringe jetzt die letzten 2 Monate der intensiven Suche und Diskussion der Standortfrage der FH in Mülheim, die uns jeden Morgen im Lokalteil der WAZ dargeboten wurde. Vielleicht findet die Story ja mal Eingang in irgendeine Sitcom, eine hohe Quote wäre garantiert. Das Grundproblem des Standorts hier in Mülheim ist, dass die Stadt, ganz eigennützig, die FH als Mittel der Stadtentwicklung sieht, um das gefühlte Durchschnittsalter in der Öffentlichkeit von Mülheim von 70+ Jahre auf unter 50 Jahre zu drücken. In diesem ganzen Prozess fallen die Belange der Studenten, die eine hochwertige und qualifizierte Ausbildung erwarten, mit der sie dann erfolgreich ins Berufsleben starten können und möglicherweise, weil sie so gute Erfahrungen in MH gemacht haben, dann ihre eigenen Firmen hier aufbauen und Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, komplett unter den Tisch.


Der neueste Stand ist nun, dass man das Wintersemester 2009 nur mit 40 Studenten im Fach Maschinenbau statt mit 200 gestartet wird, denn um den o. g. Gründungsrektor zu zitieren "Wir können uns nicht um alles kümmern". Für diese 40 Studenten stehen dann aber 4 Professoren und 14 Mitarbeiter für Lehre und Forschung zur Verfügung, also eine Traumquote von 1 Mitarbeiter für 2 Studenten. Ins Bild passt auch die "Lösung" nun in provisorische Pavillons auf dem Siemensgelände zu ziehen, um dann später ab 2013 an einen richtigen Standort zu gehen.


Zusammenfassend sehe ich die Vermutung, die ich schon während meiner Studienzeit hatte, dass die Uni schön und gut sei, doch die Studenten stören, hier voll bestätigt. Und an die Adresse des Gründungsrektor Menzel: Glaubt er denn wirklich, dass er jemals aus diesem Provisorium auf dem Siemensgelände rauskommt?


Zum Glück haben die Studenten, wenn sie hier in MH keine entsprechende Möglichkeiten vorfinden eine super Alternative für ihre Ausbildung, denn in Sachsen suchen die Hochschule qualifizierte Studenten und bieten eine Top-Ausbildung!

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